Sonntag, 4. August 2013

Ursula Götze Gedenkveranstaltung am 5.August in der Hornstrasse

Liebe Empfängerinnen und Empfänger dieses (erweiterten) Kreuzberger Horn-Verteilers,

        ich wurde gebeten, den hier im Anhang beigefügten, von Frieder Böhne entworfenen Flyer zur Ursula-Götze-Gedenkveranstaltung am 5.August vor dem Hause Hornstraße Nr. 3 auch über diesen Verteiler zu versenden. Die vor 70 Jahren in Plötzensee hingerichtete Widerstandskämpferin wohnte in jenem Haus, und dort befindet sich auch seit 1987 eine Gedenktafel für sie.


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Ich komme diesem Wunsch gerne nach und möchte zugleich darauf hinweisen, dass Ursula Götze in besonderer Weise von Anfang an zur traditionellen Thematik der Zeitschrift sowie der Initiative 'Kreuzberger Horn' gehört hat. Bereits in der ersten (!) Ausgabe des 'Kreuzberger Horn' vom Sommer 1998 findet sich ein Artikel zu Ursula Götze und zur Gedenktafel in der Hornstraße, und damit wurde zugleich mit dem Start der Zeitschrift und des damals gegründeten Vereins 'Kreuzberger Horn. Kultur im Kiez' ein Bekenntnis zu dieser Tradition artikuliert. Immerhin war in dem großen Straßen-Umbenennungsplan von 1946 auch der Vorschlag enthalten gewesen, die Hornstraße in Ursula-Götze-Straße umzubenennen.

Zum 60. Jahrestag der Hinrichtung von Ursula Götze im Jahre 2003 gab es dann im Rahmen der 'Kiezwoche' (die in jenem Jahr zum dritten Mal durchgeführt wurde) eine eindrucksvolle Gedenkveranstaltung für Ursula Götze im hinteren total überfüllten Raum des Lokals 'Horn 4' (heute 'Carabao'). Neben dem Hauptvortragenden Hans Coppi war auch die Künstlerin Christa Lustig, die Gestalterin der Gedenktafel, zu der Veranstaltung gekommen. Ein Bericht darüber erschien im 'Gemeindebrief' der evgl. Jesus-Christus-Gemeinde. Ich füge den Artikel unseres damaligen Mitstreiters Harald Hensel hier im Anhang noch einmal bei, nicht zuletzt auch wegen der zum Abschluss zitierten, weiterhin aktuellen Worte von Martin Niemöller. Es ist u.a. diese Tradition, die auch in der bevorstehenden Kiezwoche orientierend für uns sein sollte.

                                                                                        Mit besten Grüßen  von Jürgen E


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aus den Flyer:



Gedenken an Ursula Götze und
all die anderen
Vor dem Haus Hornstrasse 3,
10961 Berlin - Kreuzberg
Montag 5. August 2013, 17 Uhr
Es spricht Hans Coppi,
Vorsitzender der Berliner VVN-BdA
Musikalische Umrahmung: Gina Pietsch

Vor siebzig Jahren, am 5. August 1943 starben in Berlin-Plötzensee drei Männer und dreizehn Frauen unter dem Fallbeil. Sie gehörten einem antifaschistischen Netzwerk von über 150 Frauen und Männern an: Gegner des Naziregimes unterschiedlicher sozialer Herkunft und mit verschiedenen politischen und weltanschaulichen Ansichten. Zu den führenden Köpfen zählten der Oberregierungsrat Arvid Harnack und der Oberleutnant der
Luftwaffe Harro Schulze-Boysen. Wegen deren Verbindungen zur sowjetischen Botschaft
ordnete die Gestapo die im frühen Herbst 1942 über 120 festgenommen Regimegegner
dem Fahndungskomplex „Rote Kapelle“ zu. Hitler und die NS-Führung erwarteten eine exemplarische Bestrafung. Die meisten der vom Reichskriegsgericht und Volksgerichtshof
beantragten 50 Todesurteile wurden vollstreckt. Auch das gegen Ursula Goetze.

Die junge Kommunistin absolvierte die Höhere Handelsschule und arbeitete als Sekretärin. Ab 1938 besuchte sie ein Abendgymnasium und begann im Jahr 1940 ein Studium an der heutigen Humboldt-Universität. Nazikritische Mitschüler des Abendgymnasiums trafen sich in der Wohnung von Eva Knieper, die 1939 den Neurologen John Rittmeister geheiratet hatte. Aus Diskussionen zu politischen Fragen, an denen sich auch der mit Ursula Goetze befreundete Romanist Werner Krauss und Harro Schulze-Boysen beteiligten, entstand ein Widerstandszirkel. Radio London und Moskau wurden abgehört, Kontakte zu
Zwangsarbeitern und anderen Nazigegnern aufgebaut. Vermehrt ging man vom Lesen von
„Hetzschriften“, wie es im Todesurteil hieß, zu Widerstandsaktionen über.

Aus Protest gegen die Propagandaausstellung „Das Sowjetparadies“ im Lustgarten
fertigten und verteilten Ursula Goetze mit Werner Krauss und ihren Freunden, mit
Liane Berkowitz, Marie Terwiel, Hans und Hilde Coppi, Elisabeth und Kurt
Schumacher, Harro Schulze-Boysen und anderen Hunderte Klebezettel.


Ursula Goetze

Geboren am 29. März 1916
Von den Nazis in Berlin Plötzensee hingerichtet am 5. August 1943
Mitte Mai 1942 sorgte diese Aktion in verschiedenen Stadtteilen für erhebliches
Aufsehen, die Akteure blieben zunächst unentdeckt. Die Gestapo verhaftete im
September / Oktober 1942 die daran Beteiligten. Das Reichskriegsgericht verurteilte
Ursula Goetze am 18. Januar 1943 zum Tode.

Die Todesurteile wurden am Abend des 5. August vollstreckt.
Es starben:
19:03 Uhr Emil Hübner
19:06 Uhr Dr. Adam Kuckhoff
19:09 Uhr Frida Wesolek
19:12 Uhr Ursula Goetze
19:15 Uhr Marie Terwiel
19:18 Uhr Oda Schottmüller
19:21 Uhr Rose Schlösinger
19:24 Uhr Hilde Coppi
19:27 Uhr Klara Schabbel
19:30 Uhr Else Imme
19:33 Uhr Eva-Maria Buch
19:36 Uhr Anni Krauss
19:39 Uhr Ingeborg Kummerow
19:42 Uhr Cato Bontjes van Beek
19:45 Uhr Liane Berkowitz

Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes- Bund der Antifaschisten e.V.

Seit 1987 erinnert eine Gedenktafel in der
Kreuzberger Hornstrasse 3 an Ursula Goetze.

Hier möchten wir sie und alle am Abend des
5. August 1943 in Plötzensee Ermordeten mit
einer Gedenkkundgebung ehren.

v.i.S.d.P.: Berliner VVN-BdA e.V., Franz-Mehring-Platz 1, 1243 Berlin http://berlin.vvn-bda.de/